Gewandung
Mittelalterliche (Fantasy-) Kleidung zu bekommen, kann problematisch werden. Wer einen Schneider bemüht, muß in der Regel tief in die Kasse greifen. Ebay bietet einiges an LARP-Ausstattung; leider findet man in der Kategorie auch eine Menge Mist, so z.B. Gothic-Kleidung oder einige SM-'Spielsachen'...
Mit etwas Glück kann man bei Auktionen von Theaterhäusern, die ihren Fundus entrümpeln, nette Dinge finden. Termine dazu sollten in der Tageszeitung stehen.
Doch wer wenig Geld hat und sich nicht einmal sicher ist, ob er wirklich ein
"Larpie" ist, der scheut eine solche Investition...
Aber hast Du schon mal versucht, etwas selber zu nähen?! Es ist recht einfach,
solange man keine allzu hohen Ansprüche stellt.
Ein Hemd oder sowas in wenigen Worten:
- man kaufe Stoff (bei ca. 160cm Breite reichen 2-3m für einen Waffenrock oder für ein Kleid)
- zu hause auf dem Boden doppelt auslegen (also auf 80cm breite falten, dann die 3m voll ausbreiten)
- vorhandenes Kleidungsstück (Hemd, Pullover etc.) drauflegen (Kragen an der oberen Schmalseite; die Ärmel werden wohl über den Rand ragen)
- Umriß mit ca. 1cm Zusatz z.B. mit (Schneider-)Kreide anzeichnen. Für einen Waffenrock (oder ein einfaches Kleid) dabei unten einfach verlängern und verbreitern (wenn's zu eng ist, kann man nicht damit laufen). Unten sollte soviel übrig bleiben, daß man damit die Ärmel verlängern kann!
- Nun die beiden Hauptteile einfach von "links" (d.h. von der Seite, die später innen
sein soll) aufeinander nähen. Dabei natürlich das "Kopfloch", die Armlöcher
und unten offen lassen! ;) Noch nicht umkrempeln!
Bei den Beispiel-Bildern werden eingesetzte Ärmel genäht, daher werden keine einfache Vierecke zur Ärmelverlängerung benutzt, sondern konische Vierecke mit Rundung. - Unten ca. 1cm nach außen (d.h. zur späteren Innenseite) umschlagen,
und im Kreis zusammennähen (also nicht einfach komplett unter die Maschine jagen,
sonst näht man sich nur einen Sack draus...). Der Fachbegriff dafür heißt
"säumen" und verhindert ein ausfransen:
Ein einfacher Saum. Was auf dem Bild oben ist, wird später die Innenseite des Kleidungsstücks, so daß man davon nichts sieht. Bei Stoffen, die sehr fransen, "doppelt säumen", also den Stoff doppelt umkrempeln und so die fransige Seite ganz verstecken.
So einen Saum kann man auch nach außen machen, wenn der Stoff auf der Innenseite schick ist und man es ordentlich macht. - Vierecke für die Ärmelverlängerung ausschneiden. Diese dann an einer
Seite säumen (hier kann man z.B. auch nach außen doppelt säumen), von links
an der Längsseite zusammennähen.
Hier sieht man, wie die eingesetzten Ärmel an das Armloch passen müssen (beide Stoffe hier "auf links", d.h. umgekrempelt). - Nun die Ärmel umkrempeln (also Nähseite nach innen) und dann von
innen durch die Armlöcher stecken:
und im Kreis zusammennähen.
Das ist eine ziemliche Fummelei, aber man kann die "Runde" mehrfach machen und ein wenig korrigieren beim Feststecken mit den Nadeln.
- Nun kann man alles umkrempeln. Jetzt noch den Kragen "versäubern", d.h.
entweder einfach umsäumen oder z.B. einen Streifen draufnähen: zuerst einen
genügend langen Streifen von der "Webkante" (die Längskante, die auf dem
Stoffballen außen ist, nicht die Seite, wo der Stoff abgeschnitten wurde)
abschneiden. Warum von der Webkante? Weil die nicht ausfranst! Dann von
außen mit der fransenden Seite annähen:
Dann den Streifen nach innen schlagen und nun von außen genau auf der Naht annähen (so sieht man's von außen nicht, und wegen der Webkante franst es nicht aus):
Näh-Tip
Zu nähende Teile vorher mit Stecknadeln zusammenstecken. Dabei darauf achten, daß die Nadelspitzen in Nährichtung zeigen (dann kann man sie kurz bevor die Nähmaschine dort "ankommt" herausziehen):
![]() | Die Nadeln stecken sozusagen von unten nach oben im Stoff. Der Pfeil zeigt, von wo die Nähmaschine "kommt"; der Stoff läuft also nach oben weg, man kann kurz vorher die Nadeln nach unten hin wegziehen. |
Man kann die Nadeln auch quer zur Nährichtung stecken; dann kann man einfach
drübernähen und die Nadeln hinterher rausziehen. Das ist vor allem bei
"Kurven" sinnvoll, oder bei kleinen oder rutschigen Stellen, die man mit
möglichst vielen Nadeln fixieren möchte (aber nicht alle 3mm, das bringt auch
nichts).
Genäht wird von oben, der Stoff wird "rauf" gezogen. Dabei sieht man manchmal
schon vorher, daß Teile nicht so recht zusammenpassen, man kann etwas
angleichen. Vor allem rutschige Stoffe sollte man gut zusammenstecken, damit
es auch nach dem Nähen noch paßt...
Für einen (wallenden) Umhang schneide man einen Halbkreis aus (dabei möglichst breiten Stoff (160cm) nehmen, doppelt so lang wie breit). Oben einen kleinen Halbkreis für den Hals rausschneiden, alles versäubern (bei 160cm breitem Stoff sind das gut 10m Naht!), Knopf auf die eine Seite, Schlaufe auf die andere (oder z.B. mit einer Fibel zusammenstecken). Mit Abnähern an der Schulter kann man den Sitz verbessern (der Umhang zieht dann nicht so nach hinten und würgt).
Tja, wenn noch Fragen sind, Mail an mich.
© 2005 Henning Peters